Forschung/

Prof. Dr. Tilman Steinert
Leiter des Zentralbereichs Forschung und Lehre /


Portrait Prof. Dr. Tilman Steinert

„In diesen 25 Jahren haben wir uns stets an den praktischen Herausforderungen der klinischen Arbeit orientiert und daraus Fragestellungen für die Forschung entwickelt. Gegenstand waren nie die Grundlagen, etwa die Funktionsweise der Nervenzelle oder des Gehirns, sondern die angemessene Behandlung und Versorgung der besonders schwer psychisch kranken Menschen.“

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Prof. Dr. Tilman Steinert ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der Universität Ulm und Leiter des Zentralbereichs Forschung und Lehre. An zahlreichen Studien selbst beteiligt, gilt er als herausragender Kenner der psychiatrischen Forschungslandschaft. 

Forschung gestaltet die Behandlung mit

REDAKTION: Welches Resümee ziehen Sie aus 25 Jahren psychiatrischer Forschung?
PROF. DR. TILMAN STEINERT: Wir haben uns stets an den praktischen Herausforderungen der klinischen Arbeit orientiert und daraus Fragestellungen für die Forschung entwickelt. Es ging nicht um Grundlagenforschung, also etwa um die Funktionsweise der Nervenzelle oder des Gehirns, sondern um die angemessene Behandlung und Versorgung der besonders schwer psychisch kranken Menschen.
 

REDAKTION: Inwiefern konnte dieser Ansatz in die Praxis einfließen?
STEINERT: Eine große Rolle dabei spielte stets, was die betroffenen Patientinnen und Patienten erleben. Dieses Thema hat man in der ganzen Medizin scheinbar erst in den letzten 20 bis 30 Jahren allmählich entdeckt. Was anfangs ein wenig belächelt wurde und als Außenseiterthema der Forschung galt, ist heute ein anerkannter und wichtiger Zweig der Forschung und die Basis für viele Behandlungsempfehlungen.
 

REDAKTION: Wie ist dies gelungen?
STEINERT: Der erste Schritt war die Beachtung der Ergebnisse innerhalb der ZfP-Gruppe, bald darauf folgte die Sichtbarkeit auf nationaler Ebene in wissenschaftlichen Veranstaltungen und Fachzeitschriften. In den vergangenen Jahren gelang es in zunehmendem Maße, Forschungsmittel von Ministerien und anderen Institutionen einzuwerben und unsere Studien in internationalen Fachzeitschriften zu präsentieren.
 

REDAKTION: Welches Leitmotiv bildet hierfür die Basis?
STEINERT: Wir versuchen immer den Spagat zu halten, dass die Ergebnisse auch für unsere Ärztinnen und Ärzte und die Pflegekräfte auf den Stationen und in den Ambulanzen von Interesse sein müssen. Sie sollten geeignet sein, Rückschlüsse auf unser tägliches Handeln abzuleiten und dieses zu verbessern.
 

REDAKTION: Gibt es Beispiele, inwiefern die Forschung die Versorgung mitgestaltet?
STEINERT: Davon gibt es viele, aus allen Bereichen der Behandlung: etwa wenn es um den Umgang mit Zwang und Gewalt geht oder um spezielle Behandlungsverfahren wie Biofeedback und stationsäquivalente Behandlung. Auch ethische Fragen und die Geschichte der Psychiatrie haben bei uns eine herausragende Position. Die Einbindung in das künftige Deutsche Zentrum für psychische Erkrankungen im Verbund mit dem Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim und der Universität Heidelberg 2021 war der vermutlich wichtigste Schritt zur dauerhaften Verstetigung der Forschung am ZfP Südwürttemberg.

Aufgezeichnet von Stefan Angele